Unsere Kirche

Aus dem Torgauer Kreiskalender 1919

Eine alte Dorfkirche

von P.H. Crell, Lausa

 

Ein Stück Altertum birgt die, ringsum von Wald umsäumte, Kirche von Lausa. Schon der spitzaufragende, schindelbedachte Turm kündet mit seiner Wetterfahne das Jahr 1690. Betritt man das Innere der Kirche, so erblickt man am Gestühl, an der getäfeleten Decke und einer Empore ungestrichenes Holzwerk, das im Laufe der Jahrhunderte durch Alter gebräunt ist.

Eine Jahreszahl hinter dem Altar und in der letzten Sitzreihe an der Treppe bezeugt, dass das Innere 1700 vollendet ist. Das war der Wiederaufbau nach dem 30jährigen Kriege.

 

 

Bis in die ursprüngliche Zeit der Erbauung der Kirche reicht der Flügelaltar, der in dem jetzigen Altaraufbau eingelassen ist. Sein Mittelstück enthält die hochgeschnitzten und bemalten Figuren der Maria mit dem Jesuskinde und der Maria-Magdalena, die sich vom Goldgrunde abheben und von zierlich durchbrochenem Holzwerk umrahmt werden.

Auf beiden Flügeln befinden sich vier, ebenfalls auf Goldgrund gemalte Bilder, rechts die Begegnung der Maria mit der Elisabeth, darüber die Krönung der Maria; links die Geburt Jesu und die Anbetung der Weisen.

Die Bilder haben in ihrer schlichten, naturalistischen Ausführung nicht besonders künstlerisch Wertvolles, geben dem Altar einen stimmungsvollen Ausdruck.

Einst mögen viele derartige Schreine in den Dorfkirchen Sachsens sich gefunden haben. Die meisten sind zu Anfang der Reformation oder um die Zeit der Aufklärung beseitigt worden, nur wenige dürften aus so alter Zeit noch vorhanden sein.

Eine auf der Rückseite in Minuskeln angebrachte Inschrift nennt als das Jahr der Herstellung 1473 und als Stifter die drei Gebrüder Hans, Otto und Christoph von Pflug auf Lampertswalde, die damals mit der Pflug´schen Familie in Strehla, Lausa besaßen und unter deren Patronat die Kirche erbaut ist, wie die Pflug´schen Wappen über dem früheren Sakramentshäuschen es bezeugen.

 

In die Zeit der Spätgotik weisen auch die drei spitzbogigen Altarfenster mit erhaltenem Maßwerk, der Taufstein, der Triumphbogen und die beiden Spitzbogentüren mit ausgekehlten Gewänden.

Die noch vorhandenen vier Strebepfeiler des Chores lassen vermuten, dass der Altarraum früher umwölbt war. Möglicherweise sind hier noch Reste der ältesten Kirche vorhanden, die schon in der Nimbschen Urkunde vom 09.August 1251 als eine Filiale der Kirche von Torgau erwähnt ist.

In der vorreformatorischen Zeit gehörte außer Lausa kein Dorf zur Kirche, nur die beiden Rittergüter Lausa und Batitz, die 1564 vom Kurfürsten August von Sachsen zur Wildbahn gekauft wurden.

Bei der Einführung der Reformation 1539 wurden die beiden Dörfer Kaisa und Bockwitz zur Lausaer Kirche gewiesen.

Einen völligen Zusammenbruch brachte der 30jährige Krieg der Parochie, als 1637 die Schweden unter Baner, der Torgau eingenommen, 23 Wochen lang die Umgebung belagerten.

 

Lausa und Kaisa wurden völlig zerstört, nur Bockwitz erhielt sich kümmerlich.

Das einzige Gebäude, das in Lausa stehen blieb, war die Kirche. 45 Jahre hindurch fand in ihr kein Gottesdienst statt.

Nach und nach verfiel sie in Dach und Mauerwerk, bis sich endlich 1682 in Lausa und Kaisa wieder Einwohner einfanden und Bockwitz, das seit 1651 in die Kirche von Olganitz aufgenommen war, wieder hinzukam.

Pfingsten 1683 konnte die Parochie Lausa wieder in vollem Umfange durch Anstellung eines Pfarrers und Lehrers aufgerichtet werden.

Aber Jahre vergingen, ehe die verfallene Kirche wieder erneuert wurde. Die armen Gemeinden, die mit dem Aufbau ihrer Häuser und Wirtschaften genug zu tun hatten, konnten es nicht aus eigenen Mitteln.

Kollekten aus 9 Ephorien mussten dazu helfen und unermüdlich stand ihnen dabei zur Seite der alte Pfarrer Andreas Seytz, der bis an sein Lebensende seinen Gemeinden treu blieb und dessen Bild jetzt noch neben der Kanzel hängt.

Ein merkwürdiges Erinnerungszeichen trägt seitdem die Turmspitze: einen vergoldeten Halbmond mit einem darüber befindlichen Stern.

Im Jahre 1683, als sie die Parochie wieder zusammenschloss, war das größte Ereignis die Befreiung Wiens von den Türken. Der sächsische Kurfürst Johann Georg III hatte mit 12000 tapferen Sachsen den glänzenden Sieg mit erfochten. Überall wurden in den Kirchen Dankfeste dafür gefeiert.

Diesen für die Christenheit entscheidenden Sieg hat man im türkischen Halbmond auf der Turmspitze verewigt, als 1690 der Aufbau der Kirche beendet war, zugleich als Sinnbild für die aus großer Verwüstung wiedererstandene Kirche.

Noch einmal drohte der Kirche Gefahr, als am 15.Juni 1779 bei einem starken Gewitter der Blitz in Turm und Kirchdach schlug; glücklicherweise ohne zu zünden.

1815 brachte ein Sturm großen Schaden. Seitdem hat manche Ausbesserung an der vom Alter bedrohten Kirche stattgefunden, aber bis heute hat sie im Wesentlichen ihre Gestalt bewahrt.

 

Auf dem Kirchhof und an den Kirchmauern steht noch man alter Grabstein und erinnert an kursächsische Zeiten, wo in Lausa ein Wildmeister und andere Forstbeamte ihren Wohnsitz hatten.